80 Jahre Karswaldbad Arnsdorf

 

Vor 80 Jahren, am 9. September 1934 wurde das Karswaldbad eingeweiht. Damit ging ein jahrelanger Wunsch vieler Arnsdorfer Einwohner in Erfüllung. Schon viele Jahre war das Bedürfnis nach einem Freibad vorhanden. Noch um die Jahrhundertwende musste man sich mit einem Bad in den zahlreich vorhandenen Teichen begnügen. Nach dem I. Weltkrieg bemühte sich die Gemeindeverwaltung um ein Badegelände hinter dem Stockteich. Die Verhandlungen mit dem Besitzer Herrn Hirsch zogen sich jahrelang hin und scheiterten schließlich an den zu hohen Geldforderungen. Inzwischen hatte sich ein umfänglicher Badebetrieb am Mühlteich (Schwanenteich) entwickelt. Sogar ein einfaches  Brett war vorhanden, das als Sprungbrett benutzt wurde. Dieser mehr oder weniger wilde Badebetrieb war auf die Dauer nicht durchführbar. Im Winter 1932/1933 gab es in Arnsdorf 160 erwerbslose Einwohner, die von Wohlfahrt, Krisen oder Arbeitslosenunterstützung lebten. Durch ein Arbeitsbeschaffungsprogramm wurde ein großer Teil bei der Regulierung des Dorfbaches, der Röder, beim Brückenbau u.a. Arbeiten beschäftigt. Der gewünschte Badbau rückte immer mehr in den Vordergrund.

Im September 1933 konnte Bürgermeister Trätner berichten, dass mit der Landesanstalt und der Reichsbahn Verhandlungen zur Überlassung geeigneten Geländes geführt werden. Mit den Arbeiten sollte möglichst im Frühjahr 1934 begonnen werden. Als Baugelände stand der Teil rechts der Röder bis zur Brückenrampe zur Verfügung. Die Arbeiten wurden wieder im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogrammes durchgeführt. Besonders viele ehemalige Glashütten-Arbeiter, die durch die Stillegung der Glashütte schon jahrelang arbeitslos waren, erhielten hier Notstandsarbeit. Das Arbeitslosengeld betrug damals etwa 12 Reichsmark pro Woche. Die Arbeiten für das große Becken wurden fast ausschließlich in Handarbeit ausgeführt. Als Hilfsmittel standen nur einige Feldbahnloren und ein Betonmischer zur Verfügung. Das Kinderbecken war Nichtschwimmerbecken und noch nicht durch eine Mauer getrennt, lediglich das Schwimmbecken vom Nichtschwimmerbecken durch einen Holzbalken. Die Sprunggrube wurde in einer Länge von 10 m 2,60 m tief betoniert. Der 3-m-Sprungturm, das 1-m-Sprungbrett, Rutschbahn sowie Freiluftduschen waren von Anfang an vorgesehen. Gefüllt wurde das Becken mit Wasser aus dem Mühlteich. Es war zwar chemisch und bakteriologisch sauber jedoch leider etwas trübe. Eine Wasserumwälzanlage und chemische Reinigung waren noch nicht vorhanden. Das Wasser wurde lediglich gefiltert und monatlich einmal gewechselt. Voraussetzung dafür war ein hoher Zufluss durch den Mühlgraben. Daher musste im Sommer das Röderwehr erhöht werden, was wiederum Rechtsstreitigkeiten mit den Fischbacher Förderanliegern hervorrief. An Bauten wurden zunächst die beiden Trakte links und rechts vom Eingang errichtet. Sie enthielten: Kassen, Personal, Sanitäts- und Duschraum sowie Kabinen und Abbruchanlagen.

Der Mehrzweckbau mit Kantine unterhalb der Eisenbahnbrücke ist erst um 1935 erbaut worden. Pächter war der Wirt des Gasthauses "Zur guten Hoffnung" Georg Zumpe. Anschließend entstand der Kabinenverbindungsbau entlang der Brückenrampe nach 1939.

Das Wiesengelände von den Kabinen wurde für eine Natureisbahn umgestaltet. Neben der Sprunganlage befand sich eine Sommerlaube und dahinter ein kleiner Spiel- und Sportplatz mit Sandkasten, Kinderschaukel, Karussell, Barren, Reck und Sprunggrube. Der offene Mühlgraben wurde von 2 Brücken überspannt. In diesem Zustand wurde das Bad am Sonntag, dem 9.September 1934 eröffnet. Höhepunkt des Tages waren der Festzug vom Sportplatz zum Bad, Ansprache zur Weihe das Bades mit anschließendem Anschwimmen und am Nachmittag sportliche Vorführungen Dresdner Schwimmvereine und des Turn- und Sportvereins Arnsdorf. Mit dem Badbau war eine Schwimmabteilung im Turnverein gegründet worden. Im Zuge der Zeit sollte die Badweihe auch für die national-sozialistische Propaganda ausgenutzt werden. So wurde die späte Badweihe damit begründet, dass man auf die Rückkehr der Arnsdorfer Teilnehmer vom Reichsparteitag der NSDAP aus Nürnberg warten wollte.
Schwierig war es auch, den ersten Schwimmmeister aus zahlreichen Bewerbern, darunter auch einigen Arnsdorfern, auszuwählen. Diese Stelle sollte möglichst langjährigen Mitgliedern der NSDAP vorbehalten werden. So erhielt eine Schwimmmeisterin aus Braunschweig als erste dieses Amt. Dafür musste ein Raum zur Übernachtung an den Kassenraum angebaut werden.

Am 13. Januar 1935 konnte die Eisbahn mit einem Eiskonzert eröffnet werden. Für durchgefrorene Schlittschuhläufer war in einer Baracke ein Kanonenofen zum Aufwärmen vorhanden. 1937 wurde das Kinderbecken vom Nichtschwimmerbecken durch eine Mauer getrennt. Ab 1938 heißt das Gemeindebad "Karswaldbad".

Als man für das geplante Stadtfest die Wiese zum Vogelschießen suchte kam der Gedanke auf, auch das Gelände links der Röder mit in das Badgelände einzubeziehen. Zunächst gelingt es, die Wiese von der Röder bis zum ehemaligen Bahndurchlass zu pachten. Die Waldspitze von der Röder bis zur Wiese kann die Gemeinde erst Anfang der 50iger Jahre erwerben.

1939 wurde eine Holzbrücke über die Röder gebaut, zu diesem Zeitpunkt muss auch schon die Freitanzdiele vorhanden gewesen sein. Durch die hohen Besucherzahlen (1937: 26.700 Personen) machte sich eine Wasserreinigungsanlage dringend nötig. 1939 bauten die Deutschen SOLVAY-Werke aus Bernburg eine solche Anlage ein. Dazu musste ein entsprechendes Häuschen errichtet werden. Zur weiteren Verbesserung der Wasserversorgung grub die Fa. Thalheim Radebeul 1942 einen Brunnen. Dieser Bau sollte mehrmals eingestellt werden. Nur den unermüdlichen Bemühungen des damaligen Bürgermeisters Erich Trätner, der immer wieder Ausnahmegenehmigungen und Unabkömmlichkeitsstellungen beschaffte, ist es zu verdanken, dass der Brunnen im Jahre 1942 in Betrieb genommen werden konnte. Überhaupt war in den Kriegsjahren die Unterhaltung des Bades äußerst schwierig. 1941 wurde der Bademeister zur Wehrmacht einberufen. Ersatzleute mussten in die Arbeiten eingeführt werden. In den letzten Kriegsjahren bewältigten ein 70jähriger Rentner und einige Frauen den Badebetrieb. Bezeichnend für diese Zeit ist folgende Notiz:

Am 23.9.1940 pachtete der Frisör Zimmermann aus Kleinwolmsdorf den Sanitäts- und Bademeisterwohnraum als Herrenfrisörgeschäftsraum, da die Arnsdorfer Herrenfrisörgeschäfte geschlossen waren. Deren Inhaber und Gehilfen waren zum Wehrdienst eingezogen.

1941/1942 wurde noch eine größere Anzahl von Gehwegplatten am Kabinentrakt und Beckenrand verlegt. In den Kriegsjahren wurde das Bad stark besucht. Insbesondere von ausgehfähigen Lazarettkranken aus dem Reservelazarett Arnsdorf, dem heutigen Fachkrankenhaus und natürlich Bewohnern der Umgebung. Zum Problem wurde die Einstellung der Fahrräder. Oft kam es zu langen Warteschlangen an der Kasse. Die Gemeinde wollte ein Stück Land von der Kasse hinter den Kabinen bis zum Mühlgraben von der Landesanstalt pachten und dort Fahrradständer aufstellen. Die Landesanstalt lehnte dieses aber ab, da sie dort angepflanzte Weidenkultur dringend für ihre Korbmacher benötigte. Das ganze Gelände des heutigen Parkplatzes war mit Weiden bepflanzt. Das Bad war bis Kriegsende in jeder Badesaison geöffnet. Nach dem Ende des Krieges 1945 wurde eine Inventarisation und Reinigung des gesamten Bades vorgenommen, um es schnellstens wieder für Erholungszwecke zur Verfügung zu stellen.

 

Werner Hackeschmidt